Agency Stories #25 – 4-Tage-Woche
Shownotes
Neue Arbeitsmodelle sind notwendig, die Vier-Tage-Woche aber kein Allheilmittel
Über flexible Arbeitsmodelle mit Fokus auf Freizeitgestaltung
Immer im Fokus: Mitarbeiterbedürfnisse statt Unternehmenstrends
Vom langsamen Prozess des Umdenkens, Chancen erkennen und nutzen.
Flexibilität und Verantwortung im Team sind wichtig
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Miriam Rupp [00:00:02]:
Miriam Rupp [00:00:02]: Dieses Mal nicht nur hinter den Kulissen unserer Agentur, sondern ganz nach vorne geprescht, ist unsere Head of Onboarding Julia Beyer. Sie hat nämlich einen Artikel veröffentlicht, der unter anderem in der HORIZONT und in der W&V erschienen ist, wo sie sich gegen die ViertageWoche als Allheilsmittel für alle ausspricht. Und was sie genau damit meint und welche Alternativen es sonst noch so geben könnte, darüber sprechen wir in unserer aktuellen Agency Story. Und wir sind live bei einer neuen Folge unserer Agency Stories. Hallo wiedermals, Julia.
Miriam Rupp [00:00:02]:
Julia Beyer [00:00:36]:
Julia Beyer [00:00:36]: Ja, hallo, schön wieder da zu sein. Danke, dass du
Julia Beyer [00:00:36]:
Miriam Rupp [00:00:39]:
Miriam Rupp [00:00:39]: wieder dabei bist. Sehr schön. Du, ich habe in der HORIZONT und in der W&V gelesen, dass deiner Meinung nach die Vier-Tage-Woche, die es heute geht, kein Allheilsmittel ist. Was ist denn da los? Warum hast du was gegen die 4-Tage-Woche, Julia?
Miriam Rupp [00:00:39]:
Julia Beyer [00:00:54]:
Julia Beyer [00:00:54]: Warum findest du das blöd? Ja, das habe ich schon. Ich hatte auch ein bisschen, muss ich auch ehrlich sagen, ich hatte auch ein bisschen Sorge, mich zu positionieren in der Hinsicht, weil das jetzt gerade einfach so von allen Dächern geschrien wird und weil es ja erst mal so klingt als wäre man da so anti deswegen erst mal der disclaimer hey die 40 Tage Woche ich sehe das
Julia Beyer [00:00:54]:
Miriam Rupp [00:01:11]:
Miriam Rupp [00:01:11]: 40 Tage Woche vier tage Woche
Miriam Rupp [00:01:11]:
Julia Beyer [00:01:14]:
Julia Beyer [00:01:14]: 40 Stunden Woche ich sehe das total ein dass das nicht das Modell der Zukunft ist. Also in sehr Hinsicht schon mal erstmal so das vorweg. Ich finde das sehr richtig, dass wir über neue Arbeitsmodelle sprechen und dass sich da auch was ändern muss. Ich glaube so in a nutshell mein größtes Problem mit der Vier-Tage-Woche ist vor allem, dass es halt wieder einfach nur ein starres Korsett ist, was man jetzt so ein bisschen oder wo sich manche Leute wünschen würden, dass das über alle rübergestülpt wird. Von oben sagen wir, alle haben jetzt Vier-Tage-Woche, damit sind alle Probleme gelöst, wir haben alle mehr Freizeit. Dass ich aber das Gefühl hab, dass das so nicht funktionieren würde, also aus unterschiedlichen Gründen. Zum einen glaube ich, dass viele Leute da sich noch gar nicht so viel mit beschäftigt haben und teilweise glaube ich, da auch so ein paar Mythen sich darum ranken. Also so das erste Thema, was ich immer finde, ist, auch wenn ich so mit Kolleginnen und so spreche, wenn wir uns austauschen, ist immer so, ach, es wäre aber doch so schön, so einen Tag mehr Freizeit und so.
Julia Beyer [00:01:14]:
Julia Beyer [00:02:12]:
Julia Beyer [00:02:12]: Da bin ich auch total dabei, finde ich auch schön. Aber das Modell, was ja am allermeisten, glaube ich, angestrebt werden würde, ist ja dieses 180-100-Modell. Das heißt, also was es eigentlich bedeuten würde, wäre, du machst all deine Arbeit, hast aber einen Tag weniger Zeit und bekommst netterweise natürlich dann das gleiche Gehalt. Das klingt erstmal ganz gut, aber du musst halt deine komplette Arbeit dann in einem Tag weniger schaffen. Und da, finde ich, fängt bei mir schon an. Ich arbeite ja in Teilzeit, also ich bin voll dabei, dass man bestimmte Dinge auch effizienter machen kann. Das lernt jeder, der irgendwann dann in Teilzeit umsteigt, wie viel man eigentlich noch schneller machen kann. Aber das hat halt auch Grenzen.
Julia Beyer [00:02:12]:
Julia Beyer [00:02:52]:
Julia Beyer [00:02:52]: Und dann diesen einen Tag so pauschal wegzunehmen, würde, glaube ich, oft auch einfach viel Stress machen, den vielleicht gar nicht alle Leute so antizipieren. Damit bin ich irgendwie so reingerutscht und dann war ich drin im Thema und dann sind mir halt noch so mehrere Sachen aufgefallen, die mich da irgendwie dran stören.
Julia Beyer [00:02:52]:
Miriam Rupp [00:03:07]:
Miriam Rupp [00:03:07]: Ja.
Miriam Rupp [00:03:07]:
Julia Beyer [00:03:08]:
Julia Beyer [00:03:08]: Soll ich einfach nochmal weitererzählen?
Julia Beyer [00:03:08]:
Miriam Rupp [00:03:10]:
Miriam Rupp [00:03:10]: Ich kann ja vielleicht noch kurz reflektieren. Also ich hab jetzt, wir können ja auch nochmal sprechen, Du hast ja auch ein paar Studien beobachtet, oder was da mittlerweile auch so revidiert wird. Dieses Argument finde ich auch schwierig, das häufig belegt wurde, dass man dann in diesen vier Tagen auch produktiver ist. Auf der einen Seite verstehe ich das schon, weil genau wie du sagst, in Teilzeit, Sobald man ein Kind hat, merkt man, wie produktiv man sein kann. Aber ich merke trotzdem eine größere Erschöpfung, wenn ich produktiver war in kürzerer Zeit. Ich glaube, man kann das. Ich glaube, viele Leute können das. Aber ich würde mich interessieren, was das für einen Langzeiteffekt auch hat.
Miriam Rupp [00:03:10]:
Miriam Rupp [00:03:46]:
Miriam Rupp [00:03:46]: Was es wirklich auch für die Balance, nicht nur Zeit, Freizeit und Arbeitszeit, sondern auch so mentale Kapazitäten angeht, wenn du dann wirklich auch in den verbleibenden 32 Stunden auf Hochtour laufen musst eigentlich. Natürlich auch bestimmte Sachen in den Unternehmen noch mal effizienter machen kannst, deswegen, was aber wiederum auch so ein bisschen dieses ganze Zwischenmenschliche reduziert. Das ist so meine Reflexion, was das angeht. Das andere Modell, was du erwähnt hast in dem Artikel, ist quasi, die Stunden aufzuteilen.
Miriam Rupp [00:03:46]:
Miriam Rupp [00:04:15]:
Miriam Rupp [00:04:15]: Man macht einfach längere Tage.
Miriam Rupp [00:04:15]:
Julia Beyer [00:04:20]:
Julia Beyer [00:04:20]: Ich sehe das natürlich viel auch mit der Brille-Kreativbranche. Ich kann jetzt nicht für jemanden sprechen, der vielleicht im Schichtdienst arbeitet. Da könnte ich mir durchaus vorstellen, weil da ja generell das Korsett schon starrer ist, dass das auch für Leute eine Erleichterung wäre, dass man die Schichten so aufteilt, dass immer drei Tage am Stück frei sind. Das passiert, glaube ich, auch in manchen Branchen schon automatisch. Aber so aus der Brille Kreativ finde ich beides schwierig. Also wie du schon sagst, man muss in diesem Modell dann halt produktiv sein, man muss jeden Tag produktiv sein, das muss laufen. Und ich weiß jetzt nicht, gerne in den Kommentaren mal schreiben, wie es anderen Leuten geht, die jeden Tag also ihr Brot mit Kreativsein verdienen. Ich finde halt, das geht manchmal nicht.
Julia Beyer [00:04:20]:
Julia Beyer [00:04:59]:
Julia Beyer [00:04:59]: Also man kann an manchen Tagen die Sachen vielleicht nicht schaffen, die man sich vorgenommen hat. Und da stößt es den Modellen dann auch schon wieder an die Grenzen. Weil ich sehe dann halt, also mich, ich kann ja auch mich nur als Beispiel nehmen, ich sehe mich dann immer an dem freien Tag halt noch Dinge machen, die ich vielleicht an einem Tag, wo ich hätte eigentlich das machen wollen, wo es aber kreativ vielleicht gerade nicht geflutscht ist, das einfach nicht geschafft haben. Und dann bringt es mir wieder nichts. Also zum einen diese super Überarbeitung und zum anderen vielleicht auch einfach, dass es der Schein ist dann schön, aber wenn ich am Ende dann trotzdem immer an meinem eigentlich freien Tag vielleicht noch Dinge mache, weil es da einfach gerade läuft, habe ich ja am Ende auch irgendwie nichts gewonnen. Also da kam der Gedanke auch so her und auch diese, also einen 10-Stunden-Tag als Kreativschaffende, da kann ich mir jetzt auch nicht wirklich vorstellen, muss ich sagen.
Julia Beyer [00:04:59]:
Miriam Rupp [00:05:41]:
Miriam Rupp [00:05:41]: Und dann ist der Tag ja wirklich vorbei, wenn ich jetzt an den Winter denke, dann, was ist denn das mal so durchgerechnet, von 8 bis 8, nee, ab 8 bis 6 Uhr. Das ist, da kannst du auch nichts mehr machen, wenn du dann noch vielleicht doch ins Büro musst und pendeln musst oder so was.
Miriam Rupp [00:05:41]:
Julia Beyer [00:05:54]:
Julia Beyer [00:05:54]: Die Pause kommt ja noch dazu. Also die 10 Stunden sollen ja Arbeitszeit sein. Also das ist ja schon krass. Und was wir, wir beide sind ja auch mit Kindern zu Hause. Man schaue sich die Situation in den Kitas und anderen Betreuungsstätten an. Wie soll man es denn schaffen, flächendeckend alle Kinder so lange betreuen zu lassen? Das wäre jetzt unter der Prämisse, dass wir dann alle wieder Vollzeit arbeiten. Aber da sind so einige Sachen, wo es einfach so aneckt. Und generell habe ich dann auch angefangen, darüber nachzudenken, dass wir Teilzeit Leute im Prinzip.
Julia Beyer [00:05:54]:
Julia Beyer [00:06:27]:
Julia Beyer [00:06:27]: Ich habe ganz oft das Gefühl, eigentlich arbeiten wir ja schon in einem 180, aber eben nicht 100 Modell. Also muss man ja auch mal so sehen, dass alle Leute, die sozusagen vor dem Viertage-Woche-Hype auf ganz normalen Teilzeit gegangen sind, das war ja oder ist ja in den meisten Fällen so, dass man natürlich auch Gehaltseinbuße dadurch hat, weil man arbeitet ja effektiv weniger Stunden, ist ja verständlich. Das ist ja auch dann so ein Gedanke, wenn man das weiterspinnen, wenn jetzt alle in die ViertageWoche gehen und die Teilzeitleute, die machen quasi dann einfach so weiter, aber die haben halt das Gehalt ja schon eingebußt, weißt du, was ich meine? Also auch so ein bisschen Unfairness einfach, finde ich.
Julia Beyer [00:06:27]:
Miriam Rupp [00:07:08]:
Miriam Rupp [00:07:08]: Ja, weil ich glaube, das würde man dann schon berücksichtigen. Ich weiß nicht, wie es im Unternehmen ist, wie sie das so rumgestellt haben, aber ich denke schon, wenn deine Woche dann genauso quasi viele Stunden beinhaltet wie die der anderen, dass das auch wieder angeglichen wird. Von einem Kunden von uns war ja auch mal das Angebot, das war Advo-Service, die hatten ihren Mitarbeitenden angeboten, die Arbeitszeit zu reduzieren, sozusagen, das gleiche Gehalt, oder weiterhin 40 Stunden Woche zu haben und dafür mehr Gehalt. Wäre das attraktiv? Wie man das umstellt sozusagen. Das ist auch interessant, wie das quasi in Geld wieder aufgewertet wird, weil ich gar nicht weiß, ob es da wirklich darum geht. Aber nichtsdestotrotz hat die Vier-Tage-Woche ja auch einen sehr guten Ruf und viele schreien auch gerade danach und haben sicherlich auch gute Argumente. Hast du da ein paar Sachen, wo du denkst, ja, okay, das kann ich schon verstehen oder vielleicht Sachen, die du sagst, vielleicht nicht für dich, aber für andere ist das doch eigentlich schon ein ganz gutes Modell.
Miriam Rupp [00:07:08]:
Julia Beyer [00:08:04]:
Julia Beyer [00:08:04]: Generell, wenn wir es irgendwie schaffen würden, die Arbeitswelt zu umstrukturieren, dass es für mehr Freizeit gesorgt wird oder man noch eine mehr Entlastung einfach haben kann, glaube ich. Also Ich meine, in der Welt passiert ja auch gerade ganz viel. Da kann man durchaus mehr Zeit gebrauchen, das zu verarbeiten und damit umzugehen. Wäre das natürlich super. Und dann, glaube ich, ist es total typabhängig. Ich glaube, generell für manche Typen, für manche Arbeitstypen kann die 4-Tage-Woche ganz wunderbar funktionieren. Aber das ist ja genau wieder meine Kritik. Also gar nicht so sehr nur an diesem vier Tage arbeiten, für manche Leute kann es funktionieren, sondern an diesem One-Fits-All.
Julia Beyer [00:08:04]:
Julia Beyer [00:08:41]:
Julia Beyer [00:08:41]: Weil für den Kollegen sozusagen neben einem funktioniert das vielleicht überhaupt nicht und das dann einfach wieder so einfach, damit man einen Haken an diesen Benefit machen kann, über die komplette Belegschaft stülpen, das ist eigentlich das, was mich daran so stört. Also es wird so hochgerufen, so wie ja, wir brauchen das jetzt alle, aber am Ende glaube ich, dass es halt eigentlich nur für einen ganz bestimmten Typ funktioniert, nämlich den, der wirklich sehr effizient und auch dann ausdauernd effizient arbeiten kann. Und das trifft, glaube ich, einfach nicht alle. Deswegen finde ich es schwierig, das dann für alle so ausrollen zu wollen.
Julia Beyer [00:08:41]:
Miriam Rupp [00:09:15]:
Miriam Rupp [00:09:15]: Bevor wir uns jetzt gleich selbst auf die Schulter klopfen, wie flexibel wir das organisieren, auch noch einen Aspekt, den ich so gesamtgesellschaftlich interessant finde, weil es ja am Ende darauf hinausläuft, dass der Freitag frei wird. Also ich höre ja niemanden sagen, ich will Montag oder Donnerstag oder mitten in der Woche frei haben. Es ist ja irgendwie immer der Freitag. Das heißt, dann haben wir auch wieder so ein gesamtgesellschaftlich langes Wochenende. Und ich finde das schwierig. Also das finde ich auch vielleicht als Überleitung zu dem flexiblen Modell, das wir jetzt vielleicht pflegen, dass man auch mal sagt, irgendwie man schaufelt sich so Sachen frei, wo man es eben braucht und ist dann eben flexibel in beide Richtungen auch, dass man natürlich auch nochmal an Zeiten arbeitet, wo jetzt nicht so standardmäßig eine Arbeitszeit ist, weil man eben vorher drei Stunden lang spazieren war und Sport gemacht hat und die Kinder abgeholt hat. Aber das ist, finde ich, das Schöne, das Antizyklische, dass man dann eben nicht wie alle anderen wieder am gleichen Tag frei hat und die Zoos sind überfüllt und die Läden sind überfüllt, sondern dass man dann eben an einem Mittwochvormittag sein Ding macht und seine Erledigungen macht und den Termin beim Bürgeramt wahrnehmen kann und so weiter. Also das ist für mich eben das Interessante, dass sich das dann wieder so ballt und alle wieder gleichzeitig frei haben.
Miriam Rupp [00:09:15]:
Miriam Rupp [00:10:17]:
Miriam Rupp [00:10:17]: Und dann gibt es aber auch wieder die armen Leute, die eben freitags irgendwie trotzdem die Läden am Laufen lassen müssen und die Busse fahren müssen und so weiter. Dann ist ja auch wieder so eine Ungerechtigkeit.
Miriam Rupp [00:10:17]:
Julia Beyer [00:10:25]:
Julia Beyer [00:10:25]: Ja, genau. Wo zieht man da auch die Grenze? Also was ist zum Beispiel auch so mit Arztpraxen und so? Es würden ja dann vermutlich auch alle Leute probieren, gängige Arzttermine auf diesen Tag zu legen. Aber was ist mit dem Team, was in dieser Arztpraxis arbeitet? Die haben keine Vier-Tage-Woche oder müssen den Mittwoch freinehmen. Da sind so einige Sachen, wo es nicht so richtig hinhaut, wenn es jetzt alle machen würden.
Julia Beyer [00:10:25]:
Miriam Rupp [00:10:46]:
Miriam Rupp [00:10:46]: Ja, dann lass uns mal darüber sprechen, was dein Vorschlag ist stattdessen. Also du hast ja schon angedeutet, eben nicht diese eine Lösung, die irgendwie für alle gelten sollte. Und wir haben ja bei uns schon ein paar Erfahrungswerte gesammelt, wie wir es machen. Fass das doch vielleicht einfach nochmal kurz zusammen.
Miriam Rupp [00:10:46]:
Julia Beyer [00:11:04]:
Julia Beyer [00:11:04]: Genau, also mein Appell sozusagen, auch wenn ich mir so angucke, was Unternehmen generell so für Überlegungen anstellen, ist halt immer nicht einfach mit dem Strom gehen und sagen so, hier, Das braucht man jetzt gerade, als attraktive Arbeitgeberin zu gelten, sondern immer eher dieses Nach-Innen-Wenden und mal wirklich zu horchen, was sind denn die Bedürfnisse, die im Team tatsächlich sind. Also wenn das dann so ist, dass sich 99 Prozent der Belegschaft eine Vier-Tage-Woche wünschen und das für sie wirklich das System wäre, was sie entlasten würde, bitte, dann führt das ein. Aber ich finde immer, man sollte sich mal so ein bisschen darauf rückbesinnen, dass diese ganzen Sachen ja nicht nur da sein sollten, quasi das auf die Karriereseite zu schreiben, irgendwie mit der Zeit zu gehen, in Anführungszeichen, sondern dass man ja eigentlich als Arbeitgeberin ein Interesse daran haben sollte, dass den Leuten tatsächlich damit geholfen wird. Das heißt, das sehen wir ja auch, also alle Sachen, die wir eingeführt haben, darüber haben wir auch an anderer Stelle, glaube ich, schon mal gesprochen, haben wir ja immer mit dem Team gemeinsam erarbeitet. Also alle New Work-Maßnahmen, wenn man das immer so schön zusammenfasst, haben wir ja alle gemeinsam sozusagen auch richtig ausdiskutiert. Ja, wir wollen das, aber in welchem Rahmen? Was stecken wir uns da ab? Welche Regeln soll es geben? Und da, finde ich, brauchen wir einfach noch mehr Interesse dran, überhaupt in diesen Diskurs zu gehen. Und das, was wir machen, ist jetzt eine Möglichkeit mit unseren flexiblen Arbeitszeiten. Da können wir ja gleich noch mal kurz darüber sprechen, wie das bei uns aussieht.
Julia Beyer [00:11:04]:
Julia Beyer [00:12:30]:
Julia Beyer [00:12:30]: Aber es ist ja auch längst nicht die einzige. Und für mich ist das Wichtigste, so Bottomline, ist immer so, dass man sich einfach damit beschäftigt, was dann überhaupt helfen würde.
Julia Beyer [00:12:30]:
Miriam Rupp [00:12:40]:
Miriam Rupp [00:12:40]: Ja, genau. Ich weiß gar nicht, ob wir das sogar schon mal als Thema hatten, aber wenn, dann ist es so lange her, dass ich es nicht mehr weiß. Deswegen sprechen wir einfach noch mal ein bisschen darüber, was unsere Erfahrungen mit der flexiblen Arbeitszeit oder Vertrauensarbeitszeit, wie man das eigentlich nennen würde, meinen, schwer zusammenzufassen, weil es im Prinzip das Wort schon sagt. Also im Prinzip ist es, du hast natürlich eine gewisse Kapazität, für die du zuständig bist, je nachdem ob du Vollzeit, Teilzeit, Trainee oder Beraterin oder Praktikantin bist und kriegst entsprechend natürlich dann auch zu tun sozusagen, aber wie du dir das aufteilst und wie effizient oder ineffizient du arbeitest, das ist ja im Prinzip dann wieder dein Bier. Und dann gehört natürlich sehr viel Kommunikation dazu, ins Team mitzuteilen, wann bin ich verfügbar, wann bin ich nicht da, wie sind wir für den Kunden verfügbar. Genau, vielleicht kannst du da nochmal reflektieren, wie das im Prinzip jetzt gerade sich so äußert. Wir haben ja auch ein paar Stories auch mal erzählt, was die Leute auch in ihrer Freizeit machen.
Miriam Rupp [00:12:40]:
Miriam Rupp [00:13:37]:
Miriam Rupp [00:13:37]: Also wie denkst du, ist so der Arbeitsfluss bei uns so im Vergleich zu was du sonst noch so mitbekommst?
Miriam Rupp [00:13:37]:
Julia Beyer [00:13:44]:
Julia Beyer [00:13:44]: Also ich habe das Gefühl, dass wir jetzt so langsam an einem Punkt sind, wo es tatsächlich bei allen auch so richtig angekommen ist. Also es ist einfach schon ein Prozess. Lange habe ich immer mit diesem Bild gearbeitet. Man sitzt so im Käfig als Vogel und die Tür ist schon offen, aber man geht noch nicht so richtig raus und jetzt so langsam sind wir da, dass wirklich alle für sich ganz gut nutzen. Und ich habe das Gefühl, ich sage immer zu, also weil du auch meintest, kann man sich auch manchmal gar nicht so richtig was drunter vorstellen. Ich sage immer, wenn neue Leute anfangen, dann sitze ich ja mit denen zusammen. Ist dann auch mal erstmal so ein bisschen ungläubig, so wie jetzt, was heißt das? Ich kann jetzt einfach, wann ich will und so. Und ja, dann sage ich auch immer genau, also im Prinzip geht es uns darum, dass wir versuchen, so ein Shift zu machen von Zeit, also Denken in Zeit zu Denken in Aufgaben, was du schon sagst, was natürlich gibt es einen Rahmen und es gibt irgendwie eine Arbeitszeit, die man miteinander vereinbart hat, einen Vertrag, weil man was braucht, worauf man Kapazitäten berechnet.
Julia Beyer [00:13:44]:
Julia Beyer [00:14:37]:
Julia Beyer [00:14:37]: Aber prinzipiell ist es uns egal, wann du diese Aufgaben machst. Du bist frei darin. Wenn du einen Tag hast, wo du all deine Aufgaben schon erledigt hast, ist es immer nett, wenn man sich dann nochmal dem Team zuwendet und fragt, ob man jetzt noch irgendwen unterstützen kann. Aber ansonsten darf man dann auch einfach sagen Schluss, wenn man nichts hat, was man an dem Tag noch anfangen kann oder möchte, dann lässt man es eben. Oder gleichzeitig aber auch die Freiheit in diese Richtung zu sagen, hey, ich bin jetzt irgendwie gut durchgekommen, ich gönne mir jetzt Zeit für mich oder mache irgendwas anderes. Aber gleichzeitig haben wir ja auch Kollegen, die es dann genau andersrum nutzen, also die dann zum Beispiel sagen, hey, auch aus diesem Korsett, man muss oder darf nur in diesen fünf klassischen Wochentagen irgendwie arbeiten. Wir haben ja auch eine Kollegin, die sich ganz bewusst mal einen Tag, ich glaube, den Samstag, dann immer gelegt hat, als ihren regulären Arbeitstag, weil sie da einfach festgestellt hat, da hat sie viel weniger Unterbrechungen. Und das funktionierte für Sie gut.
Julia Beyer [00:14:37]:
Julia Beyer [00:15:30]:
Julia Beyer [00:15:30]: Also Vertrauensarbeitszeit ist ja nicht bloß dieses Wann machst du deine Stunden, sondern das umfasst eigentlich so die Gestaltung des kompletten, also deiner kompletten ArbeitsWoche. Natürlich ist auch ein Rahmen vorgegeben. Wir arbeiten mit Kunden. Es gibt Termine, die eingehalten werden müssen und so. Aber das habe ich nicht das Gefühl, dass es für irgendwen ein Problem ist, also das so zu integrieren dann in seinen eigenen Rhythmus.
Julia Beyer [00:15:30]:
Miriam Rupp [00:15:55]:
Miriam Rupp [00:15:55]: Ja, und so krasse Abweichungen kann es ja auch gar nicht geben. Es wird jetzt niemand ständig Mitternachts arbeiten oder sowas. Irgendwo gibt es ja doch dieses gemeinsame Zeitfenster. Man braucht ja auch die anderen. Man braucht ja auch mal Rückmeldungen, Freigaben, Feedback, Meetings und so weiter. Also dadurch regelt sich das ja eigentlich schon alleine, finde ich. Ich glaube, das Schwierige ist wirklich dieser Shift und auch, Ich glaube, dieser Shift von, ich bin produktiv gewesen, weil ich jetzt acht Stunden am Schreibtisch saß und irgendwas gemacht habe, was ja nicht unbedingt immer das Zielführende ist, sozusagen, hin zu, ich kann jetzt rückblicken auf meinen Arbeitstag, wie auch immer der aussah, und habe wirklich tolle Ergebnisse geschaffen, sozusagen. Das einschätzen zu können, ist natürlich auch eine Erfahrungssache, beziehungsweise man muss auch wissen, so für sich, was ist denn jetzt, was zielführend ist.
Miriam Rupp [00:15:55]:
Miriam Rupp [00:16:43]:
Miriam Rupp [00:16:43]: Ich kann natürlich acht Stunden lang irgendwie dämlich rumrecherchieren für einen Artikel, der eigentlich in vier Stunden, fünf Stunden hätte geschrieben sein können sozusagen. Und das finde ich immer noch schwierig. Und ich glaube, da gehört auch noch viel Austausch dazu, sich da die Sicherheit zu geben. Wann war das jetzt für mich ein produktiver Tag? Und Ich habe das Gefühl, ich kann jetzt wirklich einen Stift fallen lassen und auch mal eine Stunde früher oder selbst über die Woche verteilt mir einen Tag frei schaufeln, indem ich jetzt vier Tage, quasi meine eigene Vier-Tage-Woche bastele. Und was war vielleicht auch mal ein unproduktiver Tag und jetzt muss ich mal sagen, muss ich vielleicht mal morgen ein bisschen mehr machen. Das ist wirklich schwer auch zu kommunizieren. Also man kann das nicht so als Wiki mitgeben. So sieht ein produktiver Tag aus.
Miriam Rupp [00:16:43]:
Miriam Rupp [00:17:26]:
Miriam Rupp [00:17:26]: Wie ist da deine Erfahrung? Du bist jetzt auch schon 12, fast 13 Jahre bei uns und hast natürlich auch an unterschiedliche Sachen gemacht. Und wenn du jetzt mit den Neuen im Onboarding sprichst, vielleicht auch gerade auf Trainee-Seite, Patrikanten, das ist ja noch schwieriger, glaube ich, einschätzen. Was kannst du denen dann vielleicht noch so mitgeben, wie man das für sich so einschätzen kann?
Miriam Rupp [00:17:26]:
Julia Beyer [00:17:44]:
Julia Beyer [00:17:44]: Das ist ganz schwierig, weil es auch wieder so total typabhängig ist. Und dieses ganze System im Endeffekt funktioniert ja auch nur, das muss man auch wieder sagen, wenn man einfach tolle Mitarbeiterinnen hat, die dieses Vertrauen, was man ihnen gibt, dann natürlich auch nicht missbrauchen, sondern schon ein gewisses Verantwortungsbewusstsein haben, sich die Freiheiten zu nehmen, dann aber eben auch zu schauen, wann muss man dann gegebenenfalls auch mal flexibel in die andere Richtung sein, so dass es die Grundlage davon, also in einem Team, wo sich alle nicht nett gegeneinander gesonnen sind, so wird das nicht funktionieren. Und ich glaube, Ich sage eigentlich den neuen, besonders Trainees, dass sie das für sich mal ausprobieren sollen. Und dann, finde ich, ist es auch ganz viel, was dann gar nicht mehr ich am Ende mache, weil ich mache ja tatsächlich eher dieses ganz initiale Onboarding. Und dann gehen die Leute ja in die Teams rein und dann, finde ich, da muss es gelebt werden. Also da brauchst du dann Führungspersönlichkeiten, die das im besten Fall vorleben. Wobei ja auch da wieder kein Zwang ist, wenn jemand halt sein 9-to-5 macht und das sein Rhythmus ist, dann wird er das nicht vorleben. Das ist auch okay.
Julia Beyer [00:17:44]:
Julia Beyer [00:18:43]:
Julia Beyer [00:18:43]: Aber so vom Mindset her muss es, glaube ich, einfach diese Offenheit geben, dass man die Mitarbeiterinnen dann auch so encouraged, dass sie tatsächlich, wenn man mitkriegt, da ist was oder so, man dann auch sagt, ja, gut, dann klappt's so, alles gut. Fühl dich nicht schlecht. Es ist ja ganz oft, dass sich Leute das eben nicht trauen, weil sie dann ein schlechtes Gewissen haben. Weil das eben dieses Mindset ist, was uns allen antrainiert wurde. Wir sind so sozialisiert, dass wir eben hier sitzen müssen. Und selbst wenn wir nicht mehr schaffen können, und das ist, glaube ich, dann wirklich Führungs- und Teamarbeit, das so nach und nach jedem da das Selbstbewusstsein zu geben, den eigenen Rhythmus zu finden oder dem auch nachzugehen.
Julia Beyer [00:18:43]:
Miriam Rupp [00:19:24]:
Miriam Rupp [00:19:24]: Ja, aber ich glaube, da können wir vielleicht auch noch mal ein bisschen mehr Austausch machen und auch vielleicht in einem Jahr noch mal ein bisschen was davon berichten, weil ich glaube, dass da muss es irgendwie mehr hingehen und ich weiß nicht, vielleicht haben andere Agenturen und schreibt uns ja gerne in den Kommentaren auch schon Modelle, wie man das auch für ein bisschen objektiver machen kann. Was ist jetzt quasi ein produktiver Tag gewesen oder was war eine zielführende, erfolgreiche Woche sozusagen übers ganze Team hinweg. An der Stelle würde ich sagen, hören wir auch einfach schon mal auf, weil im Prinzip, genau, können wir ja jetzt nur für uns entscheiden oder haben für uns entschieden, wie wir es machen. Und ich fand es dann nochmal ganz spannend, dass du das nochmal so thematisiert hast, gerade im Gegensatz zu der Vier-Tage-Woche. Wobei sich zum Beispiel unser Modell jetzt gar nicht so dagegen wendet. Wenn man sich das so selber basteln wollen würde, könnte man das auch eben machen mit Vertrauensarbeitszeit.
Miriam Rupp [00:19:24]:
Julia Beyer [00:20:13]:
Julia Beyer [00:20:13]: Machen auch manche Leute übrigens. Also es ist ja auch immer wieder. Das ist dann aber auch wieder nicht jede Woche. Also vielleicht ist es dann nur jede zweite Woche, wo man sich einen Tag frei schaufelt oder so, weil es einfach besser passt. Insofern, so ein gutes Schlusswort.
Julia Beyer [00:20:13]:
Miriam Rupp [00:20:24]:
Miriam Rupp [00:20:24]: Ja, vielleicht auch gerade, wir sind ja viele Frauen, wenn man halt eine Woche seine Tage hat, da ist ja automatisch schon keine Woche, in der ich irgendwie... Das ist ja so, eine Woche im Monat, wo du vielleicht automatisch schon nicht so produktiv sein kannst. Also das kommt ja auch dazu. Das sind ja vielleicht auch nicht immer nur die Männersicht. Ja, aber ja, trotzdem spannend zu sehen. Auch vielleicht noch mal so langfristig bei Unternehmen, die das so wirklich einführen, ob das zu dem gewünschten Effekt führt oder ob irgendwie ja dann am Ende doch eine Mischung von allem entsteht, können wir uns in einem Jahr oder zwei nochmal anschauen. Aber danke, dass du mitgemacht hast Julia wiedermals. Wie sieht dein restlicher Tag aus im Zusammenhang mit flexiblen Arbeitszeiten?
Miriam Rupp [00:20:24]:
Julia Beyer [00:21:03]:
Julia Beyer [00:21:03]: Also Da ich ja Teilzeit bin, ist es nicht mehr so lang. Aber mein Plan ist, noch ganz konzentriert eine halbe, dreiviertel Stunde an einem Blogpost zu arbeiten. Dann bin ich erst mal raus, weil heute Laternenumzug ist in der Kita.
Julia Beyer [00:21:03]:
Miriam Rupp [00:21:16]:
Miriam Rupp [00:21:16]: Sehr schön, dann viel Spaß dabei. Danke sehr. Tschüss. Hey, dir hat unsere aktuelle Podcast-Folge gefallen? Je nachdem, wo du sie gehört hast, lass uns doch ein Sternchen, ein Like, ein Kommentar oder eine Empfehlung da. Vielen Dank und bis zum nächsten Mal.
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